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und des Versbaues innerhalb des Stückes redet; leider aber führt er diese Bemerkung nicht weiter aus und unterläßt es, Andeutungen über das, was ihm unecht erscheint, zu geben. Auch den scheinbaren Wink Adolf Böttger's, welcher (a. a. D., S. 12) meint, daß einige Zeitanspielungen in den Reden des Roßtäuschers das Vorhandensein von Zusäßen beweisen, habe ich nicht ausnüßen können, da ich in den Worten des ,,Horse-coarser" durchaus keine Zeitanspielungen zu finden im Stande war. Wenn ich nun auch nicht, mit Malone's bei Böttger angeführter Ansicht übereinstimmend, die Quartausgabe von 1604 für Marlowe's Original halte, so glaube ich doch mit Ulrici (Ueber Shakspeare, S. 145), „daß jene Zusäße und Aenderungen unbedeutend und durchaus keine Verbesserungen gewesen, da Decker, Bride und Rowley beiweitem nicht an das Talent Marlowe's heranreichen.“ Dies sind Ulrici's eigne Worte, denen er indessen selbst widerspricht, wenn er (im Jahrbuch der Sh.-Ges. 1865, S. 65) sagt: „Nichtsdestoweniger ist wahrscheinlich durch diese Zusäße ein charakteristischer Grundzug der Marlowe'schen Dramen nicht unbedeutend alterirt, ich meine jene skizzenartige Dürftigkeit in der Charakteristik der handelnden Personen und insbesondere in der Motivirung der Action."

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Halten wir aber und dazu glauben wir nach dem oben Gesagten berechtigt zu sein mit Ulrici's zuerst angeführter Ansicht, die additions für unbedeutend, so ergiebt sich als Schlußresultat, daß wir in der 1604 zuerst gedruckten ,,Tragical history of the life and death of Doctor Faustus, by Christopher Marlowe“ im Wesentlichen das Original der ältesten Dramatisirung unserer deutschen Faustsage besigen, und zwar einer Dramatisirung, welche wieder unmittelbar nach der ältesten Aufzeichnung der Sage überhaupt, dem Spieß'schen Volksbuche von 1587, gearbeitet ist. 72)

Inwieweit nun der Marlowe'sche Faust als Quelle für das alte deutsche Puppenspiel, und dieses wieder für Göthe anzusehen ist, sind Fragen, die sich unmittelbar hieran anschließen würden, und deren Beantwortung ein helles Licht auf die Bedeutung Marlowe's für die deutsche Literatur zu werfen im Stande wäre.

72) Meine Uebersetzung ist nach der Ausgabe von 1826 gefertigt, über deren Verhältniß zu den ältesten Ausgaben man Anm. 67 vergleichen möge.

Doctor Fauft.

Tragödie von Chr. Marlowe.

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Cardinäle, Bischöfe, Mönche, Franciscaner, Soldaten, Diener u. s. w.

Doctor Faust.

Der Chorus

(tritt auf).

Nicht auf des Trasimenus Schlachtgefilden,
Wo Mars dem tapf'ren Punier sich verband 5),
Noch in der Liebe heiterem Getändel,
An Königshöfen nicht, wo Throne stürzen,
Noch im Gepränge stolzer Heldenthaten
Soll meiner Muse 6) Göttersang ertönen.

Ich will, Ihr Edlen, Euch vor Augen führen
Des Faustus Leben, gut' und böse Tage,

Und Eures Urtheils Milde fleb' ich an,

Wenn ich von Faustus' Kindheit jezt Euch spreche.
Geboren ist von nied'ren Eltern er

In einer deutschen Stadt, mit Namen Roda.
Als Jüngling ging er dann nach Wittenberg,
Woselbst ein Vetter seiner wartete.

Dort ward er so gelehrt in Gottes Wort,
Daß seine Stirn der Doctorhut bald zierte,
Da Allen er's zuvor in holder Rede that
Auf dem Gebiet der Gotteswissenschaft:
Bis er, vom Weisheitsdünkel aufgeblasen,
Sich trogig in der Sonne Umkreis wagte,
Wo seiner Flügel Wachs geschmolzen ward.
Denn, in des Teufels Künste schnell verstrickt
Und überfüllt mit goldner Weisheit Speise,
Wird er vom Hauch der Zauberei vergiftet,
Daß Nichts mehr ihn, als die Magie, erfreut:
Jhr opfert er der Seelen Seligkeit.

Seht ihn jezt selbst bei seinen Büchern hier.

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