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Erter Act.

Erfte Scene.

Faust (in seinem Studirzimmer).

Bestimm' Dich, Faust, nun für ein Fach, beginne
Mit Ernst das Studium, das Du erwählt.
Da Theolog' Du bist, bleib es zum Schein;
Doch streb' dem Endziel aller Weisheit nach
Und leb' und stirb im Aristoteles.
Du, edle Logik, hast mir's angethan!
Bene disserere est finis logices.
Ist Redekunst der Logik legtes Ziel?
Vollführt kein größ'res Wunder diese Kunst?
So lies nicht weiter: das erreichtest Du!
Ein Höh'res ziemet sich für Faustus' Geist.
Weg, Decumenius! Komm' Du, Galen!
Arzt werde, Faust, und häuse Gold auf Gold,
Mach' Dich durch eine Wunderkur unsterblich!
Summum bonum medicinae sanitas

Gesundheit ist der Heilkunst legtes Ziel?

Wie, Faust, das hättest Du nicht längst erreicht?!
Gleich Monumenten prangen die Recepte ja,
Durch die Du ganzer Städte Retter wardst,
Und mancher Aufgegeb'ne noch genas!

Und doch bist Du bloß Fauft noch, bloß ein Mensch!
Könnt'st Du den Menschen zur Unsterblichkeit

Verhelfen, Todte lassen aufersteh'n,

Dann wär' die Kunst wohl Deines Rühmens werth.

Fort mit der Heilkunst! Wo ist Justinian?

Si una eademque res legatur duobus, alter rem alter valorem

Armselig lump'ge Erbschaftsfragen nur!

rei etc.

Exhereditari filium non potest pater, nisi etc.

Das ist der Institutionen Stoff?

Des leidigen Gesezes ganzer Kern ?!

Dies Studium ziemt wohl dem bezahlten Knecht,
Der nur nach äußerlichem Plunder strebt;

Doch ist's zu sklavisch eingeengt für mich!
So bleibt das Beste noch Theologie:
Forsch' in der Bibel Hieronymi!

-

,,Stipendium peccati mors est": Ha, stipendium etc. „Der Sünde Sold ist Tod." Das wäre hart!

,,Si peccasse negamus, fallimur et nulla est in nobis veritas. Wenn wir sagen, wir sind ohne Sünde, so täuschen wir uns, und es ist keine Wahrheit in uns."

So müssen wir wohl sünd’gen, um zu sterben?
Wir müssen sterben einen ew'gen Tod!
Was für 'ne Lehre das! Che serà, serà,
Was sein wird, wird sein. Weg, Theologie!
Jhr Metaphysiker und Magier,

Ihr Zauberbücher, schließt den Himmel auf!
Jhr Linien, Cirkel, Zeichen und Figuren,
Ihr seid's, die Faust am meisten sich ersehnt!
O, welche Welt des Nußens und der Luft,
Der Macht und Ehre und Alwissenheit
Erschließt sich da dem lernbegier'gen Kopf!
Was sich, von einem Pol zum andern, regt,
Soll alles mir gehorchen! Kaisern, Königen
Gehorcht man nur in ihres Reich's Bezirk;
Doch dessen Macht, der diese Dinge kennt,
Sie reicht so weit hin, wie des Menschen Geist
Ein Halbgott ist der Jünger der Magie,
Drum will zur Gottheit ich empor durch sie!

--

(Wagner tritt auf.)

Empfiehl mich, Wagner, meinen lieben Freunden,

Dem Hermann) Valdes und Cornelius,

Und bitte sie, mich baldigst zu besuchen.

Wagner.

Ich will es, Herr. (geht ab.)

Fauft.

Mit ihnen ein Gespräch ist mehr mir werth,
Als all mein Müh'n, und wär' es noch so groß.

(Ein guter und ein böser Engel treten auf.)

Guter Engel.

Leg' dieses fluchbeladne Buch hinweg,

Flieh' seinen Anblick, der Dein Herz verführt
Und Gottes schweren Zorn auf's Haupt Dir wälzt!
Lies, lies die Schrift! Das hier ist Teufelswerk!

Böser Engel.

Geh' vorwärts, Faust, in der erhabnen Kunst,
Die jeden Schaß des Weltalls in sich birgt!
Sei Du auf Erden, was im Himmel Zeus,
Der Elemente unbeschränkter Herr!

(Die Engel gehen ab.)

Fauft.

Wie der Gedanke mir die Seele schwillt!
Die Geister sollen harren meines Winks?
Von jedem bangen Zweifel mich befrein?
Vollführen jeden noch so kühnen Plan?
Gen Indien lass' ich fliegen sie nach Gold
Und Perlen fischen in dem Ocean,
Durchsuchen jeden Fleck der neuen Welt
Nach süßer Frucht und fürstlichem Genuß!
Sie sollen lehren mich Philosophie,
Mir kundthun fremder Könige Geheimniß,
Um Deutschland legen einen Wall von Erz,
Mein Wittenberg umkränzen mit dem Rhein,
Die Schulen füllen mit Gelehrsamkeit,
Die meinen Schülern sei ein Ehrenkleid!
Mit ihrem Gold will ich mir Krieger werben,
Aus uns'rem Land den Prinzen Parma jagen
Und als Monarch das ganze Reich beherrschen.
Ja, größre Werke für den Kriegsbedarf,
Als vor Antwerpen jener Feuerschlund,
Soll'n meine Geister dienend mir ersinnen.
(Valdes und Cornelius treten auf.)

Kommt, Hermann Valdes und Cornelius,
Und segnet mich durch Euren weisen Rath.
O Valdes, lieber Valdes, und Cornelius,
Wißt, daß mich Euer Wort gewonnen hat

Dem Dienste der Magie und Zauberkunst.
Philosophie ist dunkel und verhaßt,

Gesez und Heilkunst sind für kleine Seelen;
Magie, Magie, sie hat mich ganz erfaßt!
Helft, edle Freunde, mir in dieser Kunst,
Und ich, der durch der schärfsten Schlüsse Kraft
Die deutschen Pfaffen auf den Sand gesezt,
Um den die Blüthe von ganz Wittenberg
Sich schaarte, wie der Höllengeister Schwarm
Einst um Musäus in der Unterwelt,
Ich will so klug sein, wie Agrippa3) war,
Vor dessen Schatten sich Europa beugt.

Baldes (zu Fauft).

Die Bücher, Dein Verstand und unsre Kunst
Wirkt, daß die ganze Welt uns heilig spricht.
Gleichwie der Mohr dem span'schen Herren folgt,
So sollen aller Elemente Geister.

Uns Dreien alle Zeit gehorsam sein:
Als Löwen uns bewachen auf Befehl,
Als deutsche Ritter 9) mit gewalt'gem Speer,
Als nord'sche Riesen folgen uns'rem Schritt,
Als Frauen manchmal oder led'ge Jungfrau'n,
Die größ'ren Reiz im muntern Auge bergen,
Als Venus selbst in ihres Busens Weiß! -
Kauffahrer aus Venedig soll'n sie holen
Und aus Amerika das gold'ne Vließ,
Das jährlich füllt des alten Philipp Schaß,
Wenn der gelehrte Faust entschlossen ist.

Fauft.

Dazu bin ebenso entschlossen ich,

Wie Du zum Leben; deshalb zweifle nicht.

Cornelius.

Die Wunder, die Magie Dir wirken wird,
Sie ziehen Dich von allem And'ren ab.
Wer mit der Sternenkunde ist vertraut,
Gewandt in Sprachen, kundig der Chemie,
Der kann sich wagen schon an die Magie.

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Nun zweifle nicht mehr, Faust, daß Du berühmt
Und mehr gesucht ob des Mysteriums

Noch sein wirst, als bisher der Gott von Delphi:
Die Geister trocknen uns im Nu das Meer
Und suchen schnell die Schäße jedes Wracks,
Ja, allen Reichthum, den die Ahnen einst
Tief in der Erde finstern Schacht versteckt.
Nun sage, Faust, was fehlt uns Dreien noch?

Faust.

Nichts, mein Cornel! O, das entzückt mein Herz!
Komm, künde mir die Zeichen der Magie,
Daß ich im schatt'gen Hain die Geister rufe
Und voll genieße dieser Freuden Glück.

Baldes.

So eile denn in einen stillen Hain,

Nimm Bacon's 10) und Albanus' 11) Werke mit,
Den Psalter und das Neue Testament;
Und was noch sonst erforderlich Dir ist,
Sollst Du erfahren, eh' wir von Dir geh'n.

Cornelius

Sag', Valdes, ihm zuerst das Zauberwort,
Und hat er alle Formeln dann gelernt,
Mag Faust für sich versuchen seine Kunst.

Valdes.

Erst zeige ich die Elemente Dir,

Und dann wirst Du vollkomm'ner sein als ich.

Faust.

So komm' und iß bei mir, und nach der Mahlzeit

Geh'n wir der Sache tiefer auf den Grund.
Vor Nacht noch muß ich seh'n, was ich vermag,
Muß zaubern heut, und wär's mein leßter Tag.

(Alle gehen ab)

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