Martin. Heda, Benvolio! Benvolio (erscheint oben an einem Fenster in der Nachtmüße). Plagt Euch der Teufel denn, Jhr beiden? Martin. Sprecht leise, Herr: der Teufel hört Euch sonst. Und hat ein Heer von Geistern mitgebracht, Benvolio. Was kümmert's mich? Martin. Komm' aus dem Zimmer nur und Du sollst sehn, Wie dieser Zaub'rer vor dem Papst und Kaiser So rare Stückchen wird zum Vorschein bringen, Wie nimmer man in Deutschland sie gesehn. Benvolio. Hat nicht der Papst schon Zauberei genug? Friedrich. Sag', willst Du kommen und das Schauspiel seh'n? Ich nicht. Benvolio. Martin. Willst Du's, an Deinem Fenster stehend, seh'n? Benvolio. Ja, wenn mich nicht dabei der Schlaf befällt. Martin. Der Kaiser naht, er kommt, sich anzuseh'n, Benvolio. Gut, geht Ihr dem Kaiser entgegen. Ich bin für dies Mal zufrieden, meinen Kopf zum Fenster hinauszustecken: Denn man sagt, wenn Jemand über Nacht betrunken ist, kann der Teufel ihm früh nichts anhaben. Wenn das wahr ist, hab' ich eine Zauberkraft in meinem Kopfe und werde ihm eben soviel zu schaffen machen, wie der Zauberer, dafür steh' ich Euch. (ab.) Bierter Act.30) Erfte Scene. (Tusch. Karl, der deutsche Kaiser, Bruno, Faust, Mephistopheles, Friedrich, Martin und Diener treten auf.) Kaiser. Sei uns willkommen, hochgelehrter Faust, Fauft. Solch Wort der Gnade, königlicher Karl, Sein Leben zu den Füßen Bruno's legt: Zum Henker, er spricht erschrecklich! Aber troß alledem glaube ich ihm nicht recht; er sieht einem Geisterbeschwörer grade so ähnlich, wie der Papst einem Aepfelweibe. Kaiser. Nun, Faust, wie jüngst Du mir versprachst, Faust. Sogleich soll Ew. Majestät sie seh'n. Und unter festlichem Trompetenschall Mephistopheles. Ich will es, Faust. Benvolio. Nun, Herr Doctor, wenn Eure Teufel nicht schnell herbeikommen, so seht Ihr mich sogleich einschlafen. Wahrhaftig, ich könnte mich selbst vor Aerger aufessen, wenn ich bedenke, daß ich diese ganze Zeit solch ein Esel gewesen bin, dazustehen und nach dem Obersten der Teufel zu gaffen, und kann doch nichts sehen. Faust (bei Seite). Ich will sogleich Dich etwas fühlen lassen, Ich muß Euch vorher warnen, Majestät: Daß keine Frag' Jhr an den König stellt; Kaiser. Es sei, wie Faust es sagt, wir sind's zufrieden. Benvolio. Ja, ja, und ich bin's auch zufrieden. Wenn Du den Alexander und sein Weib dem Kaiser vorführst, so will ich Actäon 31) sein und mich in einen Hirsch verwandeln. Fauft Und ich will die Diana spielen und Dir auf der Stelle das Geweih senden. (Tusch. Auf der einen Seite erscheint der König Alexander, auf der andern Darius. Sie kämpfen. Darius wird niedergeworfen, Alexander tödtet ihn, nimmt ihm seine Krone ab, und als er hinausgehen will, begegnet ihm seine Frau; er umarmt sie und seßt ihr des Darius Krone auf's Haupt 32). Beide kommen zurück und verneigen sich vor dem Kaiser, welcher seinen Thron verläßt und fie umarmen will; Faust bemerkt das und hält ihn schnell zurück. Dann schweigen die Trompeten und Musik ertönt). Faust. Mein gnäd'ger Kaiser, Ihr vergesset Euch; Kaiser. Verzeiht! Mir ist mein Kopf so sehr verwirrt Faust. Ew. Majestät kann ruhig geh'n und seh'n. Kaiser. Ich seh' es deutlich, Faust; Und dies Gesicht befriedigt mich noch mehr, Fort, hinweg! Fauft. (Die Erscheinung verschwindet.) Seht, edler Herr, welch seltnes Thier ist dort, Kaiser. Owunderbar! Herzog von Sachsen, seht: Herzog. Wie? Schläft er oder ist er todt? Fauft. Er schläft; doch träumt er nicht von dem Geweih. Kaiser. Der Spaß ist herrlich. Wecken wir ihn auf! He da, Benvolio! Benvolio. Hol' Euch der Henker! Laßt mich schlafen jezt! Kaiser. Ich verdenk' Dir's nicht, wenn Du viel schläfft, da Du ein solches Haupt Dein eigen nennst. Nun, wenn Dein Geweih fest ist, brauchst Du für Deinen Kopf nicht zu fürchten: der ist genügend geschüßt. |